Samstag, 10. September 2011

Ein Video von einem Quelle-Mitarbeiter für die Kollegen


Die Menschen von Primondo und Quelle


Mein letzter Tag

Wir schreiben den 30.10.09. Es ist bereits 2,5 Wochen her, als wir über die Medien erfahren haben, daß Quelle platt gemacht wird.

Offiziell hatten wir noch keine Bestätigung, aber wir ahnten, daß der 30.10.09 unser letzter Arbeitstag sein würde. Ab Montag den 02.11.09 war ich offizell arbeitslos. Rausgeworfen, ohne Lohnfortzahlung und Abfindung. Bis zu diesem Zeitpunkt, dachte ich, daß so etwas nur in Amerika möglich wäre.

Ich näherte mich wieder der Kantine, vereinzelt waren Plätze besetzt. Hier gab es niemanden mehr, der zu mir sagen würde:
"Keine Angst. Wir schicken niemanden mehr nach Hause!"
Mein Weg führte mich wieder in die Richtung, in der vor 20 Jahren die Terminals standen. Inzwischen war der ganze Komplex zu einem moderenen Großraumbüro umgebaut worden. Im Dezember 2007 mußten wir hier einziehen. Wir wurden mit Sekt begrüßt. Auf unseren neuen, modernen Schreibtischen lagen Willkommensschilder. Die Konzernleitung versuchte uns den Aufenthalt hier schmackhaft zu machen. Im Grunde wollte kein Quelle-Mitarbeiter aus seinem kleinen Büro, in dieses Großraummonster. Die Konzernleitung hatte sich deshalb auch einiges einfallen lassen.
Aus den normalen Teeküchen wurden "Meeting Points" mit Sitzgelegenheiten. Kaffee und Tees gab es für alle Mitarbeiter kostenlos und soviel man wollte. Ein Schlaraffenland für alle Kaffeetanten. Ich hätte trotzdem auch darauf verzichten können.

Schon vor dem Umzug 2007 hatte ich kein besonders gutes Gefühl. Ich sollte an den Platz zurück, an dem ich meinen Rundgang durch die Firma begonnen hatte. Mein Gefühl hatte mich nicht betrogen. Dort wo meine Arbeitszeit begann, endete sie auch. Am 30.10.09 sagte unser Chef, daß wir nicht mehr wieder kommen sollen. Aber wir konnten ihm noch nicht einmal böse sein, sein Arbeitsplatz war auch dahin.

Meine Kollegen hatten eine Abschiedfeier vorbereitet. Ich setzte mich wieder an meinen Arbeitsplatz, löschte von meinem Computer was ich nicht mehr benötigte und las in dem Quelle-Board, das irgendjemand für uns eingerichtet hatte. (Es ist übrigens immernoch aktiv)

Dort stieß ich auf eine Anfrage: Alle 20, 30 und 40 jährigen gesucht und ne Mailadresse. Meine Neugier war geweckt. Ich schickte eine Email und erhielt auch eine schnelle Antwort von einem Redakteur der Zeitschrift "Stern". Der Stern suchte auf diesen Weg, Leute für Interviews und wollte sich nicht, wie die "normale Presse" vor die Türe stellen. Naja, dachte ich, warum nicht und ließ mich darauf ein.

Donnerstag, 8. September 2011