Samstag, 5. März 2011

Die Büroklammerschlacht

Nach drei Wochen pflichtbewußten tippens, wechselte ich von der Frühschicht in die Spätschicht. Quelle hatte damals so viele Kunden, daß die Bestelleingabe in 2 Schichten arbeitete.

Da saß ich nun in der Spätschicht. In diesem Großraumbüro gab es keine Fenster. Von früh bis spät gab es nur eine künstliche Beleuchtung. Ich verlor jedes Zeitgefühl und es spielte im Grunde keine Rolle, ob es früh oder abend war. So tippte ich fleißig weiter, ohne daß etwas aufregendes geschah: Bis an jenem Abend und ich hatte kein Schutzamulett dabei:
Es war ein paar Tage nach meinen Eintritt in die Spätschicht. Der leere Platz hinter mir, war plötzlich besetzt. "Wieder eine Neue", dachte ich und sah genauer hin. Ein neues, unscheinbares Gesicht mit Brille auf der Nase.

So tippen ich erst einmal weiter. Nichts ahnend von dem Feind in meinem Nacken. Zu diesem Zeitpunkt wußte ich noch nicht, daß mir in Kürze der Krieg erklärt wurde. Wie lange es dauerte, weiß ich nicht mehr, als ich aus heiterem Himmel und ohne ersichtlichen Grund von hinten mit Büroklammern bombatiert wurde. Ich riß meinen Kopf nach hinten und starrte in ein breites Grinsen. Ich überlegte: Offensive oder Defensive? So beschloß ich erst einmal weiter zu arbeiten und mich nicht ärgern zu lassen. Doch ich hatte die Rechnung ohne den Wirt gemacht.

Die Ruhe hielt nicht lange: Wieder wurde ich von hinten bombardiert und wieder blickte ich in ein breites Grinsen. Das schrie nach Rache. Den Blick nach vorne gerichtet, suchte ich unauffällig nach möglichen Wurfgeschossen. Eine Schachtel Büroklammern stand vor meiner Nase. Ein unauffälliger Griff in die Schachtel, ein Blick nach Rechts und Links. Kein Spion war aufmerksam. So flog eine Handvoll Büroklammern über meine rechte Schulter direkt auf den Schreibtisch der Neuen. Jetzt grinste ich und drehte mich um. Der Feind sammelte die Büroklammern auf, um sie erneut gegen mich einzusetzen. Eine Schlacht hatte ich gewonnen, aber der Krieg war noch lange nicht vorbei. Was ich nach hinten warf, kam postwendend wieder zurück. Zum Glück gingen uns die Büroklammern nicht aus. Hier gab es genug Nachschub. Außerdem lagen am Boden noch die Blindgänger. Jene Büroklammern, die ihr Ziel verfehlten. Na die Staubsaugerfee hatte in unserem Kriegsgebiet einiges zu tun. Es läutete zur Pause: Waffenstillstand, mein Feind verschwand Richtung Kantine, ich hinterher. Ich wollte auf alle Attacken gefaßt sein.

Die Pause verstrich ohne besondere Vorkommnisse. Mein Feind verhielt sich ruhig bzw. verfiel in der Kantine ein einen Kaufrausch. Alle Kirschwasserpralinen einer bekannten Marke wurden aus der Kantine wurden an die Front geschleppt. Schnaps als Zielwasser?
Die sieht mich ja dann doppelt und wirft die Klammerbomben durch uns zwei hindurch: Adlerauge sei wachsam, hier stimmt was nicht. Vollbeladen mit diesen Pralinen watschelte mein Feind zurück an seinen Platz. Ich folgte unauffällig. Wer wußte denn schon, wieviel Schnaps die Dame schon intus hatte? Vielleicht wollte sie mir von hinten die Kehle? Ich sah die Schlagzeilen schon vor mir: Mord am Arbeitsplatz. Pralinensüchtige ermordet Kollegin! Und ich war doch noch so jung. Nein, kampflos bekam sie mich nicht. Die Pausenglocke klingelte erneut. Der Waffenstillstand war vorbei und ich auf alles gefaßt.

Wie ein Unschuldsengel saß die Neue am Tisch und tippte fleißig. Sie wollte mich in Sicherheit wiegen, aber ich ahnte, daß sie etwas plante und sortierte meine Waffen: Gummi, Büroklammern - ein Radiergummi lag auch noch da...
Ich saß da und wartete und es geschah - Nichts. Ein Blick nach hinten - ein breites Grinsen, aber keine Attacke. Na ich bin ja tierlieb, ließ die Neue also in Ruhe und wandte mich wieder meiner Arbeit zu. Da spürte ich einen Einschlag im Rücken und das war keine Büroklammer. Ich suchte die Bombe und fand ihre neue Munition. Es waren diese Pralinen. Jetzt folgte meine Rache: Entwaffnung. Ich nahm die Bombe an mich,öffnete die Verpackung und schob den Inhalt in meinen Mund. Diese Bombe würde mich nicht mehr treffen.

Die Schlacht endete, indem ich den Ratschlag weiser Menschen befolgte: "Wenn du einen Feind nicht besiegen kannst, dann verbünde dich mit ihm!"
Wir begaben uns zur Toilette und rauchte die Friedenspfeife bzw. die Friedenszigarette. So machte die Spätschicht wirklich Spaß.

Das Ende

So ist manchem von uns zumute!

Feiern


Hier wird der Untergang gefeiert!




Der Tritt

Das hat die Insolvenz mit uns gemacht!!